Raumprogramm: Ideenkonzepte für die Gestaltung der Museums- und Ausstellungsräumlichkeiten des HGÖ

Im neuen Zugang zu den Museen durchdringt das Kassenmöbel mit einer bespielbaren Vitrine das gläserne Portal und bietet damit in der Säulenhalle eine markante Ankündigung für das Haus der Geschichte Österreich. Die Ausstellung gliedert sich mit großvolumigen Formen in den Gestaltungskodex der prächtigen Stiegenanlagen und reich dekorierten Räume ein. Das Konzept folgt keiner einfachen chronologischen Erzählung, sondern versucht den Besucher auf spielerische Art in die Komplexität des historischen Zeitfensters zu führen. Der Zeitstrahl mit seinen Bausteinen sowie den Brüchen und Kontinuitäten verschränkt sich zu einer begehbaren Matrix.

Eine interaktiv bespielbare Medienwand führt in Segmenten durch das Stiegenhaus nach oben, wo auf dem Jünglingsplateau ein themenbezogen bespielbarer abgehängter „Projektionsring“ eine räumliche Verbindung zur Kuppel herstellt. Gegenüber dem Ausstellungsbereich führt die schwarze „Zeitspange“, eine über enge Treppen begehbare rundum eingehauste Brückenkonstruktion vom Jünglingsplateau über das Jagdplateau und versperrt zugleich Zugang und Aussicht auf die Terrasse zum Heldenplatz, um einer „Ikonisierung des Hitlerbalkons“ entgegen zu wirken. Akustische Stimulanz bei Auf- und Abstieg – „Tomorrow belongs to me“ aus dem Film Carbaret und der Kuckucksruf, der in den letzten Kriegsjahren im Rundfunk Fliegerangriffe ankündigte – und dazwischen nur die Schritte der Besucher, kein Ausblick und kein Tageslicht, bilden einen sinnlichen Reflexions- und Erlebnisraum zur Ausstellung über die „finsteren Jahre“. Vis-à-vis davon folgt der Ausstellungsraum selbst einer komplexen Methodik, in der sich Zeitstrahl und Themencluster komplex überlagern und dank modularem Aufbau der Heterogenität der Objekte und der geplanten inhaltlichen Vielstimmigkeit entsprochen wird.

„Das Projekt besticht durch eine subtile und überzeugende, wenn auch komplexe räumliche Verortung des kuratorischen Konzepts und ist von zeitloser Eleganz“ wusste die Jury das Projekt zu würdigen. Gelobt wurde der „konzeptuelle Aufbau von Zeitstrahl, Cluster sowie Erzählebenen“, der in eine stringente künstlerische Lösung übergeführt wurde und auch die Miteinbeziehung von Boden und Decke. Die konkrete formale Behandlung der Cluster vermochten die Autoren der Jury indes nicht überzeugend vermitteln und man vermisste ausreichend Spielraum für kommunikative und diskursive Aspekte, die allerdings den Verantwortlichen des HGÖ ein zentrales Anliegen seien.

Auszug aus dem Juryprotokoll:
"Das Projekt besticht durch eine subtile und überzeugende, wenn auch komplexe räumliche Verortung des kuratorischen Konzepts und ist von zeitloser Eleganz. Der konzeptuelle Aufbau von Zeitstrahl, Cluster sowie Erzählebenen ist in eine stringente künstlerische Lösung übergeführt worden. Besonders hervorzuheben ist die Sicht in die Tiefe des Raumes die die unterschiedlichsten Blickbeziehungen ermöglicht, sowie das Einbeziehen von Boden und Decke durch die gewählte Konstruktion."